Ich hab früher auch das eine oder andere Rennspiel wie Gran Turismo® an der Konsole gedaddelt. Dass man aber auf diesem Wege auch echter Rennfahrer werden kann, hätte ich nicht gedacht. Die GT Academy von Nissan macht es möglich und holt Tausende Gamer an die Konsolen, die den Traum haben, auf den echten Strecken dieser Welt Gas zu geben. Am vergangenen Wochenende wurde ich nach Silverstone eingeladen, um mitzuerleben, wie die besten Gran Turismo® Spieler Deutschlands gegeneinander antraten. Nein, nicht an der Konsole, sondern in den echten krassen Kisten auf der original Rennstrecke. Hier wurde Geschichte geschrieben, denn die erste Formel Eins überhaupt wurde 1950 auf genau diesen Bahnen ausgetragen. Gänsehaut pur.
An einer der vier Strecken von Silverstone hat Nissan sein Race Camp für die GT Academy aufgemacht. Seit bereits fünf Jahren begeistert das innovative GT Academy Rennfahrerprogramm in Kooperation mit PlayStation® Rennsimulations-Fans weltweit. Allein dieses Jahr machten über 600.000 Teilnehmer aus 18 Ländern mit, um sich beim Spielen von Gran Turismo® zu qualifizieren. 100.000 deutsche Teilnehmer daddelten sich die Daumen wund, aber nur die schnellsten 16 Sofa-Rennfahrer erhielten eine Einladung zum nationalen Finale, wo sie dann auf weitere 8 Wildcard-Gewinner der Live-Events trafen. Am Ende blieben 12 Gamer übrig und wurden zum Finale ins Nissan Race Camp in Silverstone kutschiert. Die neue potenzielle Rennfahrer-Elite gibt sich die Ehre.
Zum Glück durfte ich mir die ganze Arbeit ersparen und wurde so nach Silverstone eingeladen, um die tollen Rennwagen vor Ort zu testen. Die Jungs hätte ich beim Online-Game im Leben nicht geschlagen. Da zeige ich doch lieber, was ich auf der Rennstrecke alles drauf habe. Zum Glück stellte man uns Instruktoren an die Seite, die uns zeigten, wie man den 550PS starken Nissan GT-R ganz smooth über die Rennstrecke scheucht. Die dank des englischen Wetters recht feuchte Fahrbahn hatte es in sich. Doch dank der guten Führung gelang es mir, meine Fahrkünste zu verbessern. Ich war so gut, dass ich meinen lieben Kollegen Jens Gleitsmann auf einen der hinteren Plätze verweisen musste. Der Arme war hinterher ein wenig geknickt. Doch mich hatte das Rennfieber gepackt.
Die Straßenverhältnisse beeindruckten die Teilnehmer der GT Academy recht wenig. Immer in Begleitung eines RTL-Kamerateams und ihrer Juroren Nick Heidfeld, Sila Sahin und Jean Pierre Kraemer, zeigten sie auf der Piste, was sie drauf hatten. Ob mit dem Juke Nismo (200 PS) oder dem 370Z (350 PS), die Online-Gamer punkteten nicht nur an der Konsole, sondern auch im ‚echten’ Fahrzeug auf der Rennstrecke. Letzterer wurde sogar ganz englisch rechts gelenkt. Zum Glück hatte ich bereits ein wenig Gefühl für die Strecke als auch die Beschaffenheit entwickelt, sodass auch dies einigermaßen gut über die Bühne ging. An einer der berühmten Kurven geriet ich aufgrund der nassen Fahrbahn ein wenig ins Schleudern, doch dank der guten Tipps meines Instruktoren, konnte ich den Wagen schneller wieder abfangen und flott weiterfahren.
Später zeigte mir der russische GT Academy Gewinner von 2012, Mark Shulzhitskiy, wie man es richtig macht, Drift-Einlagen inklusive. Meine Drift-Versuche im 350Z sahen dagegen recht kläglich aus. Die zwei eigens dafür Bereitgestellten 350Z sahen bereits sehr mitgenommen aus. Sie knarzten und knirschten aus allen Ecken und Kanten. Kein Wunder, denn die Jungs kannten keine Gnade. Beim Driften und Slalom fahren auf Zeit wurden die Fahrzeuge nicht geschont und richtig ran genommen. Meine kläglichen Drift-Versuche dürften dem Motor so ziemlich den Rest gegeben haben. Beim spinnen schaffte ich es einfach nicht, den Wagen am Laufen zu halten und würgte ihn der Reihe nach ab. Adrenalinspiegel hoch, Motor ziemlich abgerotzt. Das Spiel zwischen rechtzeitigem Kuppeln und Gas geben wollte sich nicht in mein Gehirn festsetzen. Dazu kam, dass ich einige der englischen Begriffe, die mir mein Beifahrer hinwarf, nicht kannte. Den Begriff ‚Clutch’ verband ich bis dato mit einer kleinen Handtasche, die ich ab und an zu meinem Abendoutfit trage. Tja, ‚Frau’ lernt eben auch nicht aus.
Mein Instruktor zeigte es mir dann im Donut-Modus um den Pylonen, wie man es richtig macht. Der Arme 350Z war hinterher noch weggerotzter als vorher. Auch die Teilnehmer, die nicht nur in den Autos ihre Prüfungen absolvieren mussten, waren ein wenig durch den Wind. Im Gelände durften sie Laufen, Radeln, Hovercraft und Buggy fahren und damit bis an ihre körperliche Grenzen gehen. Auch ein Sofa-Rennfahrer muss fit sein, wenn er ein ‚echter’ werden will. Zähne zusammenbeißen und durch. Ich war heil froh, dass ich mir das Ganze bequem aus dem Off anschauen konnte. Nur im ‚Nismo Lab’ mussten wir nicht nur unsere Konzentrationsfähigkeit unter Beweis stellen, sondern auch unsere Reaktionszeit. Anhand eines Senso ähnlichen Spiels ging es um Schnelligkeit. Hier war ich ziemlich gut und holte den Sieg ein. Über ein Hightech-Kopfhörer wurden die Gehirnströme gemessen und mussten in konzentrierte und fokussierte Bahnen gelenkt werden. Wie es sich für einen echten Rennfahrer geziemt. Hinterher wurden noch Fitnessdaten genommen und wir durften uns am Fahrsimulator auslassen. Zum Glück ist es hier nur halb so wild, wenn es einen in der Kurve an die Bande knallt.
Später ging es auf einen alten Militärstützpunkt in Upper Heyford, der im Zweiten Weltkrieg von den Amerikanern als Basis eingenommen worden war. Dort mussten sich die verbliebenen 8 Teilnehmer, die die vorherigen Prüfungen überstanden hatten, den letzten Aufgaben unterziehen. Mit einem Z370 mit einer montierten Paintball-Waffe auf der Motorhaube ging es durch drei präparierte Hangar, wo Wasserballons zum Platzen gebracht werden mussten, durch Laser und Feuerwerk manövriert und durch eine Styropor-Wand hindurch gerast werden musste. Leider konnten wir außer den wenig actiongeballten Proben nicht mehr zusehen, denn unser Flieger wartete am Flughafen auf uns. Wer denn nun der Gewinner wurde und damit in die Fußstapfen von Peter Pyzera, dem deutschen Gewinner von 2012, der mittlerweile ein festes Teammitglied ist und gute Chancen hat, im letzten Rennen am Nürburgring den Sieg zu holen, treten darf, erfahre ich erst im November. Denn dann wird das Race Camp bei RTL gezeigt.
Die ersten Eindrücke der GT Academy kann man sich allerdings bereits jetzt auf Flickr holen. Dank dieser kann die Motorsportwelt einige neue großartige Rennfahrer verzeichnen und hat in mir definitiv einen neuen Fan dazu gewonnen.
Bilder: Simone Amores / Nissan
Weitere Impressionen: